In Kursen, die als Inter TSO Training ausgeführt werden, bildet das Personal der jeweiligen Leitstellen der Übertragungsnetzbetreiber (TSO) den Teilnehmerkreis. Neben den technischen Aspekten der Netz- und Systemführung liegt der Schwerpunkt auf dem Zusammenspiel der interagierenden Leitstellen.
Inter TSO Training – ‘E & R’ (Emergency & Restoration)
Mit zunehmender Ausnutzung der durch die Energieliberalisierung gegebenen Möglichkeiten öffnet sich die Schere zwischen kommerzieller Anforderungen und physikalischer Notwendigkeit des Netzbetriebes immer weiter. Unter kommerziellem Zwang werden Reservekapazitäten geopfert, die für die Störungsbehebung notwendig wären. So machen Störungen und Engpässe zusätzliche Energietransporte evtl. zu Zeiten erforderlich, in denen bereits kommerziell bedingte Transporte hohe Auslastungen bedingen. Es treten Verspannungen im Verbundnetz auf die sich auch auf Teilnetze fortpflanzen.
In Kursen, die als Inter TSO Training ausgeführt werden, bildet das Personal der jeweiligen Leitstellen der Übertragungsnetzbetreiber (TSO) den Teilnehmerkreis. Neben den technischen Aspekten der Netz- und Systemführung liegt der Schwerpunkt auf dem Zusammenspiel der interagierenden Leitstellen. Dies beinhaltet die Kommunikation zwischen den betroffenen Leitstellen (bei internationaler Teilnahme wird gemäß ENTSO-E RGCE Operation Handbook Englisch als gemeinsame Sprache verwendet), die gemeinsame Koordination der durchzuführenden Aufgaben und die Kooperation der beteiligten Leistellen bei der Lösung komplexer Aufgabenstellungen der grenzüberschreitenden (regelzonenüberschreitenden) Netz- und Systemführung. Zusätzlich besteht in diesen als Inter TSO Training ausgeführten Kursen die Möglichkeit, die gemeinsamen betrieblichen Vereinbarungen hinsichtlich der praktischen Durchführung einschließlich der Schnittstellen zu überprüfen.
Das Modul ’E & R‘ behandelt gemäß des Trainingsprogramms ‚Emergency & Restoration‘ Netz- und Systemsituationen, die bezüglich der Netz- und Systemführung
• einen Warnzustand (Alert) hervorrufen und somit mittelbares Handeln erfordern um eine Gefahr der Versorgung zu vermeiden,
• den Gefahrzustand (Emergency) hervorrufen und somit unmittelbares Handeln erfordern um eine Großstörung der Versorgung zu vermeiden,
• im Falle eine Großstörung den Netzwiederaufbau erfordern (Restoration).
Zu den Hauptaufgaben gehören das Erkennen der Situation, die Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten und deren gemeinsame Abstimmung sowie die Anwendung der dann entschiedenen Maßnahmen.Die Zielsetzung ist die Rückkehr zum ‚normalen‘ Netz- und Systemzustand. Die Szenarien beinhalten unter anderem kritische Abweichungen der Kriterien der Netz- und Systemführung (z.B. N-1 Befunde, Abweichungen vom Spannungsprofil, Wirk- und Blindleistungsengpässe, Bilanzabweichungen, Ausfälle von Betriebsmitteln, Unter- bzw. Überfrequenz, Inselbildung, synchronisieren von Netzinseln, Teilnetzwiederaufbau). Grundsätzliche Themen des Kurses behandeln:
• Zustände der Netz- und Systemführung (Alert, Emergency, Restoration)
• Kriterien der Netz- und Systemführung
• Konzepte und gemeinsame Vereinbarungen zur Netz- und Systemführung
• Grenzüberschreitende Koordination komplexer Aufgabenstellungen
• Verwendung einheitlicher Terminologie in der Kommunikation miteinander
Die Teilnehmer führen praxisbezogene Szenarien in folgenden Bereichen durch:
• Netz- und Systemführung unter „Alert/Warn”, „Emergency/Gefahr“ und „Restoration/Wiederaufbau“ Bedingungen
• Erkennen und bewerten des Netz- und Systemzustandes
• Gemeinsames Erarbeiten von Lösungen komplexer Aufgabenstellungen
• Gemeinsame Umsetzung der Lösungen
• Überprüfung und Harmonisierung der Konzepte und Vereinbarungen
• Kommunikation zwischen den betroffenen Leitstellen (TSO-TSO)
• Koordination der Vorgehensweisen und Handlungen aller betroffenen Leitstellen
• Kooperation von TSO-TSO in der grenzüberschreitenden (regelzonenüberschreitenden) Netz- und Systemführung
Der praktische Teil des Trainings wird mit einem speziell entwickelten Trainingssimulator durchgeführt. Dieser enthält ein Abbild des betrachteten Netzes einschließlich der konventionellen Kraftwerksanlagen und der dezentralen Erzeugungsanlagen sowie der Belastungen in dem für das Training erforderlichen betrieblichen Detail. Die Teilnehmer arbeiten somit in ihrer ‚eigenen‘ Netz- und Systemumgebung und können die Erkenntnisse direkt für ihren Arbeitsbereich umsetzen.
Die Kombination aus theoretischer Wissensvermittlung und praktischer Umsetzung ermöglicht den Teilnehmern ihre Kompetenzen in den Bereichen der technischen Kenntnisse, der praktischen Anwendung und den Erfahrungsschatz in den behandelten Themengebieten zu vertiefen. Weiterhin werden die Kommunikation untereinander sowie die Koordination und Kooperation miteinander zur Beherrschung komplexer grenzüberschreitender (regelzonenüberschreitender) Aufgabenstellungen gestärkt.
Der Simulator verfügt entsprechend dem Teilnehmerkreis über die unterschiedlichen und in der Anzahl erforderliche Arbeitsplätze zur Netz- und Systemführung sowie zur Kraftwerksführung. Grundsätzlich kann die Kommunikation der Leitstellen untereinander über Telefon erfolgen. Die Zusammensetzung des Teilnehmerkreises, die Zuordnung der Arbeitsplätze sowie die zu verwendenden Szenarien für das praktische Training am Simulator werden im Vorfeld abgesprochen.
Die Dauer eines Trainingskurses richtet sich nach Inhalt, dem Teilnehmerkreis, dem Umfang der Szenarien und wird im Vorfeld abgesprochen. Grundsätzlich können die Inhalte aus den Modulen ‚Restoration‘, ‚Emergency‘ und ‚Alert‘ des Trainingsprogramms ‚Emergency & Restoration‘ kombiniert werden.